Wenn man 55.000 anonymisierte Patientendaten inkl. Fallcode mit einem Terminalsystem erfassen will, das sich nach jedem Input von 5 Sekunden erst einmal 30 Sekunden Pause gönnt, ist das wirklich zum Verrücktwerden. Noch dazu, wenn die gesetzliche Frist zur Abgabe der Daten immer näher rückt und man eigentlich in drei Schichten rund um die Uhr arbeiten müsste, um rechtzeitig fertig zu werden. Und das in der Verwaltung eines öffentlichen Gesundheitsträgers. Das funktioniert natürlich nicht.
Mein ehemaliger Dienstherr im Zivildienst hatte von daher Anfang der 1990er Jahre ein echtes Problem, bei dem ich mit einer „hackerartigen“-Lösung zur Fernsteuerung der lahmen Terminal-Software helfen konnte. Eine Art „Robo-Tipp“.
Die Patientendaten wurden zunächst von mehreren Datentypisten an PCs mit atemberaubender Geschwindigkeit als ganz normaler Text erfasst und in einer Textdatei zusammen geführt.
Parallel dazu entwickelte ich ein Hintergrund-Programm für den PC, das die so erfassten Daten Datensatz für Datensatz hernimmt und ihre manuelle Eingabe gegenüber der eigentlichen Terminalanwendung simuliert. Man tut quasi so, als seien die Daten gerade eben auf der Tastatur eingetippt worden. Inklusive der Kommandos zum Abspeichern des aktuellen Datensatzes und zum Anlegen des nächsten.
Gleichzeitig wurden die Bildschirmausgaben der Terminalanwendung im Hintergrund überwacht. Sobald das Rechenzentrum am anderen Ende der Leitung die erfolgreiche Verarbeitung eines Datensatzes meldete, wurde das Terminal sogleich mit den nächsten simulierten Eingaben gefüttert. Indem wir dieses System zwei Wochen Tag und Nacht laufen ließen, gelang es doch noch, alle 55.000 Datensätzen bis zum Stichtag einzuspielen. Da war die Verwaltung schon sehr erleichtert. Und für mich gab es einen Extra-Bonus.